Elena Kolb

Interviewpartner: Elena Kolb
Interviewer: Lotta Schwarz (13b)

Datum: 19.02.2025
Ort: Zoom Meeting

Elena Kolb ist eine ehemalige Schülerin der IGS Kandel und heutige Reporterin für das Medienhaus CORRECTIV. Hier ist sie Teil der Klima-Redaktion und recherchiert zu den Verursachern der Klimakrise. In diesem Interview sprechen wir über ihren Weg zur Reporterin, ihren Arbeitsalltag, aber auch über ihre Zeit an der IGS Kandel. 

Lotta: Mit welchem Abschluss hast du unsere Schule verlassen?
Elena Kolb:  Ich habe 2016 mein Abitur an der IGS Kandel gemacht.

Lotta: Welche Fächer mochtest du besonders?
Elena Kolb: Meine damaligen Leistungskurse – Biologie, Geschichte und erwartungsgemäß Deutsch – haben mir viel Spaß gemacht, und ich bin rückblickend sehr zufrieden mit meiner Wahl.

Lotta: Gib uns bitte weitere Einblicke in deinen Werdegang. Was war dein weiterer Ausbildungs- bzw. Berufsweg nach deinem Abschluss?
Elena Kolb: Nach dem Abitur absolvierte ich einen einjährigen freiwilligen Dienst in Indien über die Organisation weltwärts (Anm.: „weltwärts ist ein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst, der Schulabsolvent*innen die Möglichkeit bietet, sich in einem lokalen Projekt in Afrika, Asien, Lateinamerika, Osteuropa oder Ozeanien zu engagieren. Dabei können Initiativen in den Bereichen Menschenrechte, Gesundheit oder Umweltschutz unterstützt werden.) Im Anschluss war ich ein Jahr lang ziemlich orientierungslos und konnte mir nicht vorstellen, direkt mit einem Studium zu beginnen. Um die Zeit zu überbrücken, arbeitete ich, machte ein Praktikum und besuchte verschiedene Veranstaltungen an Universitäten. Irgendwann stieß ich auf den Studiengang „Liberal Arts and Sciences“ an der Universität Freiburg, der genau das Richtige für mich zu sein schien, da man zunächst die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens erlernt und erst im Laufe des Studiums einen Schwerpunkt wählt. 

Lotta: Du bist Teil der Klima-Redaktion von CORRECTIV, die sich mit den langfristigen Folgen des Klimawandel beschäftigt. Was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, Journalistin zu werden? Hat dich die Schule diesbezüglich beeinflusst?
Elena Kolb: Mir war früh klar, dass ich Journalistin werden wollte, da ich keine andere Richtung für mich sah. Das Schreiben hat mir schon immer große Freude bereitet und sorgt zudem für viel Abwechslung – sowohl in Bezug auf Menschen als auch auf Themen. In der achten Klasse machte ich ein Praktikum bei der lokalen Zeitung Die Rheinpfalz, was für mich eine aufregende und spannende Erfahrung war. Anschließend beauftragte mich die Zeitung öfter und ich schrieb in meiner Freizeit Artikel. Doch das Praktikum empfand ich als Startpunkt meiner journalistischen Karriere und es half mir, meine Entscheidung zu festigen.

Lotta: Du stammst ursprünglich aus Kandel, bist aber heute in Berlin zuhause. Wolltest du schon immer in einer Großstadt leben?
Elena Kolb: Obwohl mir die Arbeit für die lokale Presse Spaß gemacht hat, bietet die Medienbranche in einer Stadt wie Berlin eine ganz andere Vielfalt – sie ist lebendiger und bietet mehr Möglichkeiten zum Ausprobieren. Das Jobangebot bei CORRECTIV ergab sich eher zufällig, ich habe nicht in Kandel gesessen und darauf gewartet. Dennoch fände ich es problematisch, wenn alle Journalisten nur in Großstädten arbeiten würden. Wir brauchen überall qualifizierte Journalisten und Journalistinnen!

Lotta: Wie bist du zu deinem Job bei CORRECTIV gekommen und bestand schon während der Schulzeit ein Interesse für die Klimathematik?
Elena Kolb: CORRECTIV verfolge und lese ich schon ziemlich lange. 2023 habe ich mich dann für ein Praktikum beworben, im Anschluss wurde ich als Journalistin übernommen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Klima hat für mich vor allem mit dem Aufkommen der Fridays-for-Future-Bewegung begonnen, was mich zusätzlich politisiert hat. Für mich stand fest: Das ist die zentrale Krise, die wir als Menschheit angehen müssen. Dadurch wurde die Klima-Redaktion von CORRECTIV besonders interessant für mich. Dort beschäftige ich mich mit allen möglichen Themen rund um die Klimakrise. Wir recherchieren zum Beispiel dazu, wer Klimaschutz-Maßnahmen bremst oder auch dazu, wie eine klimafreundliche Transformation gelingen kann. Zuletzt habe ich mich zum Beispiel mit Klimaleugner-Netzwerken beschäftigt.

Lotta: Und was bereitet dir am meisten Freude an deinem Job?
Elena Kolb: Obwohl ich heute mit ganz anderen Themen als im lokalen Journalismus arbeite, fasziniert mich vor allem die Themenvielfalt. Ich unterhalte mich gerne mit Expert*innen jeglicher Art, die mir ihr Wissen in ihrem Fachbereich näherbringen können. Besonders im Spezialgebiet Klima, das sehr komplex ist, spielen auch wirtschaftliche, historische und politische Faktoren eine wichtige Rolle. Diese Vielfalt passt hervorragend zu meinen Interessen. Auch mein Arbeitsumfeld motiviert mich kontinuierlich: Meine Kolleg*innen sind äußerst freundlich und wertschätzend.

Lotta: Wie kann man sich dein Arbeitsumfeld vorstellen?
Elena Kolb: Am engsten arbeite ich mit meinen drei Kolleginnen aus der Klima-Redaktion zusammen. Wir sind ein Teil der Investigativ-Redaktion von CORRECTIV. In der Klima-Redaktion recherchieren wir oft gemeinsam im Team, tauschen uns regelmäßig zu unseren Themen aus und planen gemeinsam in die Zukunft. Besonders freut mich, dass wir in unserem Team immer wieder neue Formate ausprobieren. Zum Beispiel wurden unsere Recherchen schon in Theaterstücke übersetzt, wir arbeiten manchmal mit Lokalredaktionen zusammen oder organisieren auch mal einen Klima-Stadtspaziergang.

Lotta: Könntest du das weiter ausführen? Wie würdest du deinen Arbeitsalltag beschreiben? Was sind positive oder negative Aspekte des Alltags?
Elena Kolb: Zum Glück gibt es sowas wie einen normalen Arbeitsalltag für mich nicht. Manchmal bin ich im Büro, manchmal treffe ich mich mit Politiker*innen zu Hintergrundgesprächen, bin auf Recherche unterwegs oder fahre auch mal auf eine Konferenz, um über meine Themen zu diskutieren. Positiv ist vor allem mein Team. Ich habe super nette und hilfreiche Kolleg*innen. Stressig wird es manchmal, wenn wir vor der Veröffentlichung von großen Recherchen stehen. Dann muss man an ganz viele verschiedene Sachen gleichzeitig denken: Zum Beispiel an das Design, an die Social Media Kommunikation und an die Faktenchecks. 

Lotta: Die aktuelle (politische) Situation ist ziemlich angespannt. Wie gehst du damit um? Belastet dich deine Arbeit von Zeit zu Zeit?
Elena Kolb: Ich denke, dass mich besonders die wiederholte Präsidentschaft von Donald Trump in den USA sehr getroffen hat. Klimapolitisch hat uns das enorm zurückgeworfen, das lässt sich nicht beschönigen. Der Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen und die Einstellung von Mitarbeitenden, die den Klimawandel leugnen, fühlen sich für mich wie ein Rückschritt an. Nichtsdestotrotz bin ich optimistisch, da wichtige Prozesse angestoßen wurden, die er nicht einfach stoppen kann, wie beispielsweise der Ausbau erneuerbarer Energien. Doch auch die deutsche Politik bereitet mir Sorgen: Die AfD leugnet den menschengemachten Klimawandel. In vielen anderen Wahlprogrammen und öffentlichen Debatten suche ich vergeblich nach der Berücksichtigung dieser Thematik. Trotzdem lässt mich das nicht aufgeben – im Gegenteil, es motiviert mich noch mehr. 

Lotta: Möchtest du uns diese Botschaft mit auf den Weg geben? Wir brauchen Optimismus?
Elena Kolb: Ich möchte die Probleme nicht kleinreden, vor allem die Hoffnungslosigkeit und Zweifel junger Menschen kann ich gut nachvollziehen. Aber dieses Gefühl lässt sich überwinden, zum Beispiel indem man sich mit anderen zusammenschließt. Die Stimme junger Menschen ist mächtig und wertvoll. Fragt euch: Welche Themen berühren mich und wie kann ich mich dafür engagieren? Wenn ihr Ziele habt, dann nehmt sie ernst.

Lotta: Gibt es etwas, das du uns Schüler*innen für die Zukunft raten würdest?
Elena Kolb: Denkt daran, dass ihr nach dem Abitur nicht sofort eine endgültige Lebensentscheidung treffen müsst. Tut das, was euch Freude bereitet. Probiert das Reisen, eine Ausbildung oder ein Studium aus. Wenn es euch nicht gefällt, ändert die Richtung. Auch mit Ende 20 hat noch nicht jede*r die perfekte Antwort auf das Leben gefunden. Es mag manchmal frustrierend sein, aber es eröffnet euch auch viele Freiheiten.
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Für weitere Fragen bezüglich ihrer Tätigkeit steht Elena Kolb unter elena.kolb@correctiv.org gerne persönlich zur Verfügung. 

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