Simone Wagner

Interviewpartner: Simone Wagner  
Interviewer: Nina Hartmann 
Datum: 10.07.2023 
Ort: online via BBB 

Simone Wagner machte im Jahr 2008 ihr Abitur an der IGS Kandel. Nach ihrem Abschluss ging sie für ein Jahr nach Amerika. Zurück in Deutschland studierte sie in Aachen Bauingenieurswesen (Bachelor und Master). Nach dem Studium ist sie nach München gezogen und arbeitete an der Universität der Bundeswehr als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Fachrichtung Geotechnik und Tunnelbau. Jetzt arbeitet sie bei Hoch & Tief in München. Aktuell hat sie die Bauleitung für ein Bahn-Projekt in Rastatt. 

Nina: Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, für unser Projekt, dem Interview von ehemaligen Schüler*innen unserer Schule. Hier meine erste Frage: In welchem Jahr hast du dein Abitur an der IGS-Kandel gemacht?
Simone:  

Ich habe 2008 mein Abi gemacht, im März.

Nina: Welche Fächer hattest du als Leistungskurse? 
Simone:

Ich hatte als Leistungskurse Englisch, Mathe und Chemie. 

Nina: Würdest du diese wieder wählen?
Simone:

Es kommt darauf an, wenn mein Studium danach wirklich mit einer Abschlussnote zusammenhängen würde, wenn ich jetzt zum Beispiel Medizin oder so studieren würde, auf jeden Fall nicht. Dann kommt es im Prinzip nur darauf an, die Fächer zu wählen, wo man am einfachsten gute Noten bekommt. Das habe ich festgestellt, danach. Es interessiert niemanden, was man gelernt hat, sondern Hauptsache die Note zählt. Sonst vom Interesse her, würde ich die Leistungskurse wieder wählen. 

Nina: Wusstest du schon genau, was du nach dem Abitur machen wolltest? Also hattest du direkt vor Augen, was dein späteres Ziel sein wird, dein Beruf?
Simone:

Nein, überhaupt nicht. Also selbst, als ich das Abi in der Tasche hatte, wusste ich überhaupt nicht, was ich machen will. […] Ich wusste nur irgendwas mit Mathe eben, aber mehr wusste ich nicht. Und deswegen bin ich nach dem Abi erstmal für ein Jahr nach Amerika gegangen. Ich war dort Au Pair und da hatte ich dann Zeit zu überlegen, was ich denn überhaupt machen will. […] Für ein Jahr, das war super, um die Sprache wirklich zu lernen [...]. 

Nina: Würdest du Schülern, die nicht wissen, was sie nach ihrem Abitur machen sollen, ein Jahr im Ausland empfehlen?
Simone:

Work and Travel/Au Pair Jahr / Weltreisen sind eine super Möglichkeit andere Länder kennenzulernen und sind mit einem zweiwöchigen Urlaub oder Sprachurlaub überhaupt nicht zu vergleichen. Neben dem Verbessern der Sprachkenntnisse lernt man viel über sich selbst und wird auf alle Fälle selbstständig. Ein Gap-Year kann ich nur empfehlen. Später sind Auslandsaufenthalte während des Studiums zwar generell möglich, jedoch ist der Semesterstart nicht in allen Ländern mit dem von Deutschland kompatibel. Dadurch kann sich die Studienzeit verlängern. 

Nina: Ich habe gehört, dass du bei der Bundeswehr gearbeitet hast, stimmt das?
Simone:

Genau, ich bin direkt nach dem Studium nach München umgezogen. Ich wollte auf jeden Fall nach München, jobmäßig war es mir egal, Hauptsache München. Und dann habe ich eine Stelle an der Universität der Bundeswehr gefunden und meinen Master in Geotechnik und Tunnelbau vertieft. In der Fachrichtung habe ich dann auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet. Das heißt, das war so 80% Forschung und 20% Lehre. Ich habe Klausuren gestellt und Vorlesungen gehalten, und Übungen, ja hauptsächlich Übungen gehalten. Und eben Forschung betrieben, also ich war auch immer im Labor und habe Versuchsstände gebaut und dort dann Versuche durchgeführt.    

Nina: Ok, du hast gesagt, dass du es studiert hast. Was hast du genau studiert? 
Simone:

Ich habe in Aachen Bauingenieurswesen studiert. 

Nina: Das war dann nach Amerika?
Simone:

Ja, genau.

Nina: Wie bist du auf die Idee gekommen Bauingenieurswesen zu studieren? 
Simone:

Ich war bei der Studienberatung des Arbeitsamtes. […] Ich wusste, ich will irgendwas mit Mathe machen. Mathe hat mir einfach Spaß gemacht. Das hatte ich der Person im Arbeitsamt gesagt und dann war die einzige Antwort, der Ingenieur. Musste weiter fragen, was gibts denn für Ingenieure und da war das Gespräch einfach ziemlich zäh. Im Endeffekt habe ich dann doch alleine gegoogelt. Ja, [...] und dann habe ich eben den Ingenieur ausgesucht, wo ich am ehesten gedacht habe, dass es zu mir passt. Also Maschinenbau zum Beispiel, da hatte ich bisher keine Berührungspunkte, ich habe auch niemanden gekannt, der Maschinenbau studiert hat und Elektrotechnik war gar nicht meins. Also Physik hatte ich auch abgewählt, das habe ich gar nicht gehabt während des Abis. Und dann habe ich mit Wirtschaftsingenieur Fachrichtung Bau angefangen und nach einem Jahr festgestellt, Wirtschaft ist überhaupt nicht meins, und dann in reinen Bauingenieur gewechselt. 

Nina: Das ist nun kein Gebiet, wo viele Frauen arbeiten, oder?
Simone:

Als ich angefangen habe zu studieren, war der Frauenanteil zwischen 30% und 40%. Mittlerweile sind es viel mehr Frauen, da es viele interessante Vertiefungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Städteentwicklung und Städteplanung gibt. Aber auf den Baustellen gibt es noch nicht so viele Bauleiterinnen. Die meisten Frauen arbeiten nach dem Studium lieber im öffentlichen Dienst. 

Nina: Arbeitest du jetzt in Rastatt bei der Baufirma Hoch & Tief?
Simone:

In München ist die Niederlassung von Hoch & Tief. Und ich habe jetzt ein Projekt an der Bahnbaustelle in Rastatt, wo ich die Bauleitung habe.

Nina:  Bist du dort am Tunnelbau beteiligt?
Simone:

Nein, das ist eine andere Abteilung bei uns. Ich bin am Bereich Spezialtiefbau.

Nina: Was gefällt dir an deinem Beruf am meisten? 
Simone:

Ich bin gerne draußen auf der Baustelle und rede gerne mit den Leuten. Vor allen Dingen sehe ich auch gerne, wie die Maschinen eingesetzt werden. Wenn so ein 100-Tonnen-Gerät vor dir fährt, ist das schon was anderes, als wenn du nur die Bilder vom Studium kennst.  Es ist auch schön, die Theorie zu lernen, aber die Praxis an sich, fehlt eben. Genau deswegen bin ich jetzt auf der Baustelle als Bauleiterin und nicht in irgendeinem Planungsbüro. Ich will wissen, wie die Menschen zusammenarbeiten. Das bekomme ich eben im Büro überhaupt nicht mit. 

Nina: Wo hat dir eigentlich die Schule auf dem Weg zu dem, was du heute machst, geholfen?
Simone:

Ich meine so generell, also fürs Studium hat mir die Schule eigentlich nichts gebracht. Schon ab dem ersten Semester Mathe hatten wir komplett andere Themen, die wir in Mathe beim Abi nicht hatten. […] 

Nina: Gibt es etwas, was du den Schülern oder den Lehrern der IGS Kandel mitgeben willst? 
Simone:

Beim Studium auf jeden Fall: Wenn man zum Beispiel im ersten Semester die meisten Klausuren verhauen sollte, weil man einfach nicht daran gewöhnt ist, zu lernen. Also ich habe zum Beispiel nie gelernt zu lernen. Also bei mir hat es in der Schule gereicht, wenn ich einen Tag vorher für einen Test oder für eine Klausur angefangen habe zu lernen. Am nächsten Tag habe ich die Arbeiten geschrieben, fertig. So geht es aber leider während des Studiums nicht. Das ist viel mehr Material und das geht einfach nicht, dass man einen Tag vorher anfängt zu lernen. Dann muss man aber erstmal reinkommen und wenn man dann im ersten Semester und auch im zweiten Semester noch durch Klausuren durchfliegt, ist das kein Problem. Also man muss einfach nur dranbleiben und sich nicht demotivieren lassen. […]  

Nina: Vielen Dank für das Interview.
Simone:

Gerne.

 

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