
Wir, die Klasse 9b der IGS Kandel waren am 22.05.2023 im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof. Wir sind um 8 Uhr an unserer Schule losgefahren und um 10 Uhr angekommen. Dort wurde unsere Klasse in zwei Gruppen aus 12 bzw. 13 Schülern eingeteilt. Unser Besuch endete gegen 13 Uhr. Um 15 Uhr kamen wir wieder in unserer Schule an.
Tor und Empfang der Gefangenen
Unsere erste Station im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof war das Tor, wo die Gefangenen empfangen und über die Regeln des Lagers aufgeklärt wurden. Dort begannen das Leid und die Einschüchterung der Gefangenen. Sie wurden gezwungener Weise rasiert und mussten dünne Anzüge trotz Schnee und Kälte anziehen. Sie wurden auch mit Strafen bedroht, wenn sie den Waffen-SS-Angehörigen nicht gehorchten. Das war schrecklich für uns, uns vorzustellen, wie die Gefangenen dort gedemütigt und entwürdigt wurden. Außerdem war die Atomsphäre sehr deprimierend und traurig. Beim Tor haben wir uns auch die Stacheldrähte angeschaut, die teilweise elektrisch geladen waren. Es wurde auch erwähnt, dass manchmal aus Spaß Gefangene von den Angehörigen der Waffen-SS in den elektrisch geladenen Stacheldraht geschubst wurden.


Das Museum
Als wir in die Baracke kamen, schauten wir uns direkt ein kleines Modell des KZs an. In der Baracke haben wir einen kleinen Text bekommen, welchen wir uns abwechselnd gegenseitig vorgelesen haben. Im Text ging es um das Leben der Gefangenen z.B. um ihr Essen oder darum, dass 3-4 Gefangene in einem Bett schlafen mussten. In der Mitte der Baracke gab es zwei Räume, in welchen Bilder und Anzüge der Gefangenen ausgestellt wurden. Mir persönlich wurde es ein bisschen mulmig zu Mute als wir gesehen haben, wie dünn die Gefangenen waren. Als wir die verschiedenen Informationsschilder gelesen haben, erfuhren wir, dass rund 60% der Insassen unter 50 Kilogramm wogen. Im letzten Abteil der Baracke gab es auch Bilder des Grundstückes und der verschiedenen Gebäude von innen. Besonders schockierte mich ein Bild, auf welchem ein Gefangener in einer Art OP-Raum liegt, in welchem Ärzte gerade Versuche an ihm gemacht haben. Alles in allem war das Museum sehr informativ, aber auch schockierend, was die Nationalsozialisten damals gemacht haben.
Der Appellplatz
Als wir aus dem Museum herauskamen, konnten wir das Gelände überblicken. Es war stufenartig nach unten aufgebaut. Man konnte Stellen mit etwas dunklerer Erde sehen, wo früher Baracken standen. Rechts davon sahen wir hellere Erde, wo früher Appellplätze gewesen sein sollten. Direkt vor uns auf einem Platz sah man einen Galgen. In einem Text, den wir gelesen hatten, wurde uns erzählt, dass die Gefangenen sehr früh aufstehen und sich in kürzester Zeit fertig machen mussten. Danach mussten sie auf den genannten Appellplätzen antreten. Sie mussten drei Mal am Tag auf diesen Appellplätzen antreten (morgens, mittags und abends). Schon die bloße Anwesenheit musste eine Qual gewesen sein, denn man musste bei jedem Wetter und oft stundenlang antreten. Der Galgen stand da, weil bei den Appellen oft auch öffentliche Bestrafungen stattfanden. Auch diese Galgenstrafe war eine Qual, denn die Personen wurden langsam runtergelassen, damit die Person langsam und qualvoll erstickte.


Die Aschegrube
Die Aschegrube ist das eigentliche Denkmal des Lagers. Wir konnten ein Kreuz und die in Stein gemeißelten Worte „Ossa humiliata“ erkennen.
Uns wurde ein Text vorgelesen, welcher erklärt, dass unter diesem Kreuz ca. 10000 Menschen begraben sind. In diesem Massengrab liegen verkohlte Knochen, Asche der heimlich Verbrannten, Überreste der Menschen, welche mit Phenolspritzen getötet wurden, die angeblich auf der Flucht Getöteten und die bei der öffentlichen Hinrichtung Erhängten.
Wir sahen viele Schilder, welche verschiedene Sprüche zeigten.
Der Todesgraben
Als wir uns weitere verschiedene Texte vorgelesen haben, gab es einmal das Thema „Todesgraben“. Der Todesgraben ist jene Fläche außerhalb des eigentlichen KZs. Viele Capos und Wärter nutzten den Todesgraben aus, um Belohnungen oder Platz für weitere Gefangene zu bekommen. Sie schubsten die Gefangenen in den Graben, damit sie abgeschossen wurden. Für jeden Toten bekamen sie mehr Essen, Urlaub oder Tabak.



Die Strafzellen
Als wir in den Bunker gegangen sind, wurde uns berichtet, wie die Häftlinge bestraft und eingesperrt wurden. Es gab eine große Tür mit einem Guckloch und Schlösser, die die Tür verriegelten. Anschließend sind wir durch diese Tür gegangen und waren in einem Flur. Von dort aus konnte man die einzelnen Türen der Zellen sehen. Es gab kleine und große Zellen, bei einer geringeren Straftat sind die Häftlinge in eine größere Zelle gekommen und bei einer schlimmeren Straftat wurden sie in einer kleinen Zelle untergebracht. In einer kleinen Zelle konnten die Häftlinge nicht stehen und sich schlecht bewegen. In der größeren Zelle wurden meist bis zu 18 Menschen eingesperrt. Die Fenster waren dort sehr klein und hochgelegen. Je nach Straftat wurden die Häftlinge noch zusätzlich bestraft mit dem Prügelbock. Beispielsweise bei der Arbeitsverweigerung haben die Häftlinge 15 Schläge bekommen.
Das Krematorium:
Nachdem wir bei den Strafzellen waren, gingen wir den Weg runter zu der Baracke auf der unteren rechten Seite, die als Krematorium genutzt wurde. Der einzige Zweck für dieses Gebäude war, Menschen mit vielen verschiedenen Mitteln umzubringen oder sie zu infizieren und daraus etwas herauszufinden. Uns wurde gesagt, dass den Insassen verschiedene Viren zugeführt wurden, um die Reaktion des menschlichen Körpers auf diese Viren zu erforschen. Allein der Gedanke, an lebendigen Menschen Experimente durchzuführen, ist in meinen Augen das Grässlichste, was man der menschlichen Würde antun konnte. Dazu kam es noch, den Eltern der Gefangenen Urnen zu verkaufen, die nicht mal die Asche der toten Person aus der Familie enthielt. Das Konzentrationslager Struthof war von einer Größe, in der man diese Urnen verschickte, im Unterschied zu Auschwitz, das eine so immense Anzahl an Toden hatte, dass sich die Urnengeschichte nicht mehr lohnte. In dem Krematorium waren ausschließlich hochgebildete Ärzte, die für den Tod vieler menschlicher „Versuchskaninchen“ verantwortlich waren. Für mich war die Vorstellung, wie willkürlich ausgesuchte Opfer auf dem Seziertisch blutend lagen und vor Schmerzen schrien oder wie die noch Lebenden hilflos bettelnd in den Särgen lagen und weinten, die schlimmste von allen bei dieser Exkursion. Wer als Häftling einmal dort hineinging, kam, mit Ausnahme von der Befreiung, nicht mehr lebend heraus. Tote oder Halblebendige wurden nach Experimenten in dem Verbrennungsofen verbrannt. Außerdem gab es Experimente, bei denen Gefangene getötet wurden, um aus ihren Schädeln Informationen von verschiedenen Rassen und Herkunft zu sammeln, um allein anhand der Schädelform einer Person eine bestimmte Religion oder weiteres zu identifizieren. Dazu hatte man aus den Forschungen der Professoren keine ausschlaggebenden Ergebnisse herausbekommen. Für uns war das der menschenfeindlichste Ort, an dem wir bisher gewesen waren.


Die Gedenkstätten
Die Gedenkstätte soll an die Opfer verschiedener Konzentrationslager erinnern. Die Leichen, die noch zu finden waren, wurden dort begraben.
Die Kommandantenvilla
In dieser Villa lebte Joseph Kramer, er war der Kommandant des Lagers. Laut des Textes, den wir lasen, feierte er große Feste und Orgien in dieser Villa. Sie besitzt sogar einen Pool und befindet sich etwa 50 Meter entfernt von dem Lager, in dem die Häftlinge lebten. Uns hat am meisten berührt, dass neben einem Ort, in dem so viele Menschen gelitten haben, Menschen Feste und weitere Veranstaltungen feierten.
Am Ende des Besuches haben wir uns erdrückt und empört gefühlt, weil es solche Grausamkeiten gab. Es hat unsere Augen geöffnet und uns gezeigt, was passieren würde, wenn man so erzogen wird, dass eine Schicht von Menschen minderwertig ist und man sie diskriminieren darf. Wir finden solche Ausflüge sehr sinnvoll und wichtig, denn es wird den jungen Leuten gezeigt, was früher passiert ist und es wird auch vermieden, dass es sich wiederholt, da die Menschen aufgeklärt werden und solche Grausamkeiten nicht in Ordnung finden werden.