Matthias Dreier
Interviewpartner: Matthias Dreier
Interviewer: Ayah Sidawi und Victoria Holländer
Datum: 09.07.2022
Ort: Das Interview wurde online in einem Videochat geführt.
Matthias Dreier machte im Jahr 2012 sein Abitur an der IGS Kandel. Die Wahl seines anschließenden Studiengangs „Geoinformationsmanagement/Geomarketing“ war beeinflusst durch den Leistungskurs Erdkunde, den er während seiner Oberstufenzeit besuchte. Mittlerweile arbeitet er als Acquisition Leader für die Firma Forvia in Hagenbach.
Ayah: Ist die IGS immer noch so wie Sie sie in Erinnerung haben, oder haben sie Veränderungen festgestellt?
Matthias: Da im Verwandten- und Bekanntenkreis derzeit keiner Schüler der IGS ist, fehlt mir leider der Blick hinter die Kulissen. Die offensichtlichste Veränderung ist jedoch das neue Schulgebäude auf dem ehemaligen Pausenhof. In Kombination mit dem Einsatz neuester Technik wird dies mit Sicherheit ein modernes Lernerlebnis ermöglichen.
Victoria: Wir wissen eigentlich noch gar nichts über Ihren „Lebensweg", außer dass Sie auch an der IGS Kandel Schüler waren. Erzählen Sie uns etwas davon. Wie kam es zum Beispiel zu der Entscheidung IHREN Studiengang zu studieren und IHREN Beruf anzustreben?
Matthias: Zu Beginn der Oberstufe hatte ich erstmal noch keine klare Vorstellung, welchen Beruf ich nach dem Abitur erlernen möchte. Die Wirtschaft und deren Funktionsweise hatte mich jedoch schon früh interessiert. Im Laufe der Zeit wurde zusätzlich durch den Leistungskurs Erdkunde das Interesse zur Geographie und im speziellen zur Humangeographie geweckt. Durch Zufall bin ich dann auf den Studiengang „Geoinformationsmanagement“ mit der Spezialisierung „Geomarketing“ gestoßen. Dieser vereint beide Interessensgebiete und vermittelt betriebswirtschaftliches und marketingorientiertes Wissen, ergänzt um den räumlichen Aspekt. Typische Fragestellungen hierbei sind bspw.: „Wo ist meine Zielgruppe am stärksten konzentriert?“ oder „Wo habe ich eine starke oder fehlende Marktpräsenz? Wie optimiere ich meine Vertriebsgebiete?“ Während meines Praxissemesters habe ich dann ein Praktikum bei Michelin in der Verkaufssteuerung gemacht und meine Thesis zum Thema „Potentialanalyse der Ganzjahresreifen unter Berücksichtigung geographischer Gegebenheiten“ geschrieben. Glücklicherweise wurde ich bei Michelin übernommen und konnte nach 1 Jahr im operativen Marketing als Business Intelligence Manager spannende Erfahrungen im strategischen Marketing sowie über den Reifenmarkt und deren Endverbraucher sammeln. Im Herbst 2019 bin ich dann zu Forvia in den Vertrieb für Serien- und Entwicklungsprojekte von Cockpits, Türverkleidungen und Mittelkonsolen für die Kunden Mercedes Benz und BMW gewechselt. Seit Anfang des Jahres arbeite ich nun als Acquisition Leader für diese Kunden. Dies bedeutet, dass wenn einer von beiden ein neues Fahrzeug auf den Markt bringen möchte, wir uns auf deren Ausschreibung zur Entwicklung und Produktion des Interior bewerben und versuchen, durch unser zugeschnittenes Gesamtkonzept die Nominierung für das ausgeschriebene Projekt zu erhalten.
Victoria: Haben Sie Erdkunde als Leistungskurs belegt? Würden Sie anderen Schüler*innen das Fach empfehlen?
Matthias: Wer sich für die physische Geographie, also bspw. Klima, Wasser, Boden etc. interessiert, oder für die Auswirkung der Gesellschaft und ihrer Beziehungen zur Umwelt (Humangeographie), ist meiner Meinung nach im Leistungskurs Erdkunde bestens aufgehoben.
Ayah: Können Sie sich noch an ihre Praktika erinnern, die Sie gemacht haben?
Matthias: Das Praktikum während der Schulzeit habe ich noch gut in Erinnerung. Ich wollte meine soziale Ader etwas ausprobieren und hatte deshalb ein Praktikum im Kindergarten gemacht. Diese Erfahrung hat mir schnell gezeigt, dass Erzieher nicht meine Berufung ist.
Ayah: Was gefällt Ihnen an ihrem Beruf?
Matthias: Der Beruf ist aus mehreren Gründen interessant. Zum einen die enge und zukunftsgerichtete Zusammenarbeit mit den Premiumherstellern, mit welchen wir jetzt schon gemeinsam an Fahrzeugen arbeiten, die erst in 3-4 Jahren auf den Markt kommen werden. Zum anderen ist es die interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit während der Projekte. Das spannendste dabei ist, das während der Akquise innerhalb weniger Wochen von 0 ausgehend ein Business Szenario für eine Produktionsdauer von bis zu 10 Jahren erstellt wird. Somit kann man in dem Job die Rahmenbedingungen des jeweiligen Projektes mitgestalten und definieren. […]
Victoria: Haben Sie einen Tipp für uns, der ihnen am Anfang Ihrer „Karriere nach der Schule" geholfen hat?
Matthias: Offen zu sein für Dinge, die auf einen zukommen, da nach der Schulzeit die Welt in alle Richtungen offensteht. Zudem sollte man keine Angst vorm Scheitern haben, man muss nur einmal mehr aufstehen als man hingefallen ist. […]
Ayah: Wo hat die Schule Ihnen geholfen auf dem Weg zu dem, was Sie heute sind (beruflich oder auch als Mensch)?
Matthias: In der Schule wird nicht nur die Bildung bzw. das Wissen vermittelt, sondern es werden auch sogenannte soft skills geübt, welche für das Berufs- wie Privatleben wichtig sind. Hierzu zählt bspw. das Präsentieren, die Teamarbeit, oder das Konfliktmanagement, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
Victoria: Was ist Ihnen aus Ihrer Schulzeit bis heute (hoffentlich gut) in Erinnerung geblieben?
Matthias: Die 6-wöchigen Sommerferien waren damals schon sehr schön, davon kann man als Arbeitnehmer heute nur träumen. Aber auch die Klassenfahrten waren immer eine willkommene Abwechslung und haben viel Spaß bereitet. Nicht zu vergessen sind auch bis heute bestehenden Freundschaften, welche sich aus der Schulzeit ergeben haben.
Ayah: Gab es einen entscheidenden Moment während Ihrer Zeit an der IGS, in dem Ihnen klar wurde, was sie mit Ihrem Leben anfangen wollen?
Matthias: Ich hatte in der Oberstufe noch keinen fertigen Lebensplan. Ich bin Schritt für Schritt gegangen und habe die Dinge auf mich zukommen lassen nach dem Motto: wenn eine Tür zu geht, geht dafür eine andere auf. Es ist mit Sicherheit hilfreich, wenn man eine klare Vorstellung von seinem Leben hat. Diese sollte jedoch nicht allzu festgefahren sein, da sich oftmals im Laufe der Zeit viele neue Möglichkeiten ergeben und bekanntlich ist nichts so beständig wie der Wandel. Man sollte aber nach Abschluss des Abiturs wissen, welche Interessen einem wichtig sind und diese in seinen zu treffenden Entscheidungen berücksichtigen.
Ayah: Wie haben Sie ihre Lehrer*innen in Erinnerung?
Matthias: Im Großen und Ganzen hatten wir immer ein tolles Verhältnis zu unseren Lehrern. Besonders positiv in Erinnerung sind meine ehemaligen Tutoren Frau Pfanger und Herr Krumsieg, welche mich fast durch die gesamte IGS-Schullaufbahn begleitet haben. Ebenso ist Herr Kober in guter Erinnerung geblieben. Er schaffte es damals in unserer Abizeitung sogar auf Platz 1 der beliebtesten Lehrer.
Victoria: Was macht für sie einen guten Unterricht aus?
Matthias: Die zu vermittelnden Themen für die Schüler anhand von Beispielen aus dem Alltag greifbar und erlebbar machen sowie mit den Schülern zu interagieren und klassischer Frontalunterricht weitgehend vermeiden. Letztendlich spielt auch die Motivation des Lehrers eine Rolle, welche sich im Unterricht dann auch auf die Schüler überträgt. Ich kann mich noch sehr gut an den Chemieunterricht von Hr. Biernoth erinnern, welcher mir immer Spaß machte, weil gerade oben genannte Aspekte gut umgesetzt wurden. […]
Ayah: Wie würden sie ihre Oberstufenzeit mit einem Wort beschreiben?
Matthias: Rückblickend war die Zeit einfach toll. Für mich war diese die zweitbeste Zeit, direkt nach meiner Studienzeit.
Victoria: Gibt es etwas, dass Sie uns als Schüler*innen der IGS Kandel raten oder auch den Lehrer*innen
Matthias: Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.