Maike Hauser

Interviewpartner: Maike Hauser
Interviewer: Simge Karadag und Marika Lewandowska
Datum: 09.06.2022
Ort: IGS Kandel

Maike Hauser stammt ursprünglich aus Schaidt und lebt derzeit in Freckenfeld. Die 24-Jährige ist gelernte Gesundheit- und Kinderkrankenpflegerin, die als Schülerin 2008 in die 5. Klasse der IGS Kandel kam und hier 2014 ihren Realschulabschluss absolvierte. Heute arbeitet Maike Hauser als Kinderkrankenschwester

Simge: Du bist Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin. Wieso hast du Dich für diesen Beruf entschieden
Maike: Ich wusste schon relativ lange, dass ich irgendetwas in Richtung Biologie oder Chemie machen will, weil mich damals auch Frau Steinbach darin unterrichtet hat. Und Chemie und Biologie fand ich einfach am coolsten. Dann habe ich ganz viele Praktika sowohl im Pflegebereich als auch als Chemielaborantin gemacht und dann einfach gemerkt: Okay, ich will eher in den sozialen Bereich. Weil ich gut mit Kindern arbeiten kann, habe ich mir dann gedacht, dass ich Kinderkrankenschwester werde.

Marika: Und was gefällt Dir am meisten an deinem Beruf?
Maike: Puh, sehr, sehr viel! Es ist ultraspannend, manchmal gibt es auch mal Notfälle. Also man weiß eben nicht, wenn man zur Arbeit kommt, was einen erwartet. Und wenn ich jetzt im Büro sitzen würde, dann wüsste ich einfach: Okay, ich habe heute dies und das zu tun. Ich als Kinderkrankenschwester aber komme zum Spät- oder Nachtdienst und weiß gar nichts! Ist ein Notfall da? Ist vielleicht ein Kind da, dem es schlecht geht in dieser Nacht? Außerdem hat man viel Kontakt mit Eltern und Kindern. Es ist ein schöner Job. Man muss allerdings auch stressressistent sein.

Simge: Welchen Abschluss hast Du denn eigentlich gemacht?
Maike: Ich habe einen Realschulabschluss gemacht, also nach der 10. Klasse. Dann hatte ich keine Lust mehr auf Schule, obwohl ich einen guten Abschluss hatte. Jeder Lehrer hat zu mir gesagt: Mach doch Abitur! Aber ich wollte Geld verdienen. Ich hatte schon relativ früh zu jobben angefangen und ich hatte Lust zu arbeiten und keine Lust mehr auf die Schule. Also habe ich die Ausbildung gemacht und dann etwa ein Jahr nach meinem Examen, fand ich das wiederum irgendwie blöd: Ich war neunzehn, fast zwanzig und war eigentlich fertig. Ich hatte eine Ausbildung. Deswegen habe ich mich dann informiert und erfahren, dass ich mit zwei Jahren Berufserfahrung auch studieren kann, eben auf dem “dritten” Bildungsweg auch ohne Abitur. […] Ja, jetzt studiere ich ohne Abitur, neben meiner Arbeit.

Marika: Würdest Du jetzt jemandem empfehlen, der keine Lust hat Abitur zu machen, aber genauso wie in deinem Fall einen guten Abschluss hat, das Abitur trotzdem zu machen?
Maike: Nein, tatsächlich nicht, auch wenn ich viel Glück hatte, dass alles so gut funktioniert hat. Aber ich muss sagen, wenn ich nun meine Freunde angucke, die teilweise Abitur gemacht haben, habe ich den Vorteil, dass ich schon so lang arbeite und mir sehr viel Geld zur Seite legen konnte. Dadurch ist mein Leben jetzt natürlich einfacher. […] Also ich finde, wenn man noch Bock auf Schule hat nach der 10. Klasse, dann soll man auch das Abitur machen. Damit steht einem jede Tür offen. […] Es ist immer gut in Bildung zu investieren, aber für mich hätte Abitur damals einfach nicht gepasst.

Marika: Kommen wir zu der letzten Frage. Welchen Tipp würdest Du jemandem geben, der sich für dieselbe Berufsrichtung entschieden hat oder besser gesagt, welche überraschenden Seiten hat dieser Beruf?
Maike: Ich habe die Ausbildung mit 16 angefangen und die Probezeit war schon richtig hart, weil man richtig viel lernen muss. Mehr als ich hier jemals gelernt habe. Dann gab es sieben Prüfungen. Wenn man in einer schlechter als 4,0 abschnitt, wäre man raus gewesen und man hätte die Probezeit nicht bestanden. Es war für eine Sechszehnjährige, die noch nicht viel erlebt hat, schon eine sehr harte Probezeit. […]

Marika & Simge: Vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast, um dieses Interview mit uns zu führen.


Maike Hauser neben dem von ihr, in ihren Schulzeit im Fach Handwerkskunst gestalteten Mosaik, das bis heute unseren Glasgang ziert.

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