Am Dienstag den 7.6.2016 hatte ich durch mein Praktikum bei der Rechtsanwaltskanzlei DSSD in Neustadt a. d. Weinstraße, die Gelegenheit einen spannenden Vormittag beim Strafgericht in Neustadt zu verbringen und danach noch mit dem Richter und der Amtsanwältin ein spontanes Interview zu führen.
Ein Interview mit Constanze Markgraf (29, Amtsanwältin) und Fabian Zahler (29, Richter)
Sie sind ja beide noch ziemlich jung, wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Zahler: Für mich war es schon seit der Schule klar, weil ich mich schon damals für Recht einsetzen wollte. Und dann habe ich Jura studiert und bin durch die Praktika, die man während des Studiums macht, auf den Richterberuf gekommen. Ich wollte mich für Gerechtigkeit einsetzen.
Markgraf: Ich wollte auch einen Beruf im Justizwesen, habe kein Jura studiert, sondern eine Ausbildung zum Rechtspfleger gemacht. Denn da verdient man schon gleich Geld und hat auch noch die Möglichkeit zum Amtsanwalt aufzusteigen. Dafür habe ich dann an einer Fachhochschule studiert. Ein Amtsanwalt spezialisiert sich auf bestimmte Rechtsbereiche und übernimmt dann in diesen die Aufgaben eines Staatsanwalts.
Wie wird man Richter bzw. Amtsanwältin?
Zahler: Wenn man Richter oder Anwalt werden möchte sollte man an einer Fachhochschule Jura studieren. Dann gibt es das 1. Examen auf das man sich ca. 1 Jahr vorbereitet und danach macht man ein Referendariat bei einem Gericht und dann kommt das 2. Staatsexamen.
Markgraf: Man kann aber auch eine Ausbildung zum Rechtspfleger machen und dann eine Diplomprüfung. Eine Ausbildung ist kompakter als ein Studium, aber auch mehr auf einen Bereich spezialisiert.
Zahler: Meistens wissen die Rechtspfleger viel genauer, wie es in dem jeweiligem Bereich geregelt ist als die Richter, denn diese müssen sich bei so speziellen Themen meistens erst einarbeiten.
Wie gefällt Ihnen ihr Beruf?
Zahler: Ich bin zwar erst 3 Monate dabei, doch bis jetzt macht es mir sehr viel Spaß.
Markgraf: Mir gefällt der Beruf auch sehr gut. Denn man lernt das ganze Leben kennen, da man mit vielen verschiedenen Lebenssituationen zu tun hat.
Gab es mal so einen Fall, der Sie besonders beschäftigt hat?
Markgraf: Es gibt da einen Beschuldigten, der immer wieder in den Akten auftaucht und man macht sich dann schon Gedanken, wenn man den Namen eine Zeit lang nicht mehr sieht, ob die Person sich gebessert hat oder im jetzt Gefängnis sitzt.
Erzählen Sie doch mal von einem sehr außergewöhnlichem Fall.
Zahler: Bei mir war in meiner bisher kurzen Richtelaufbahn noch nichts so spannendes dabei.
Markgraf: Es gab mal einen exzessiven Alkoholiker, der nachdem er am Abend zu vor den 50. Geburtstag gefeiert hatte, stockbetrunken zur Gerichtsverhandlung erschienen. Aber ihm war es bis auf die blutunterlaufenden Augen nichts anzumerken. Doch beim Atemalkoholtest kam ein Wert von 4,8 Promille raus. Das war sehr spektakulär, aber vieles ist auch langweilig.
Lässt sich der Beruf gut mit Ihrem Privatleben vereinbaren?
Markgraf: Ich bin verheiratet und habe auch Familie und es klappt sehr gut mit beides miteinander zu vereinbaren, denn ich habe eine 40-Stunden-Woche. Eigentlich kann man auch kommen und gehen, wie man will, da man nur bei den Gerichtsterminen im Gericht sein muss und sonst auch zu Hause arbeiten kann. Es ist sehr gut, dass man sich die Arbeit selbst einteilen kann. Und auch wenn man mal aussetzt, gerade als Frau, wenn man eine Kinderpause einlegt, kommt man immer wieder gut in den Beruf rein.
Wenn man sich für Justiz interessiert, welchen Schulabschluss sollt man haben und welche Berufswege sind möglich?
Zahler: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, aber es gibt eigentlich für jeden Abschluss die Möglichkeit bei der Justiz zu arbeiten:
- Man kann mit Realschulabschluss Justizfachangestellter werden.
- Mit Abitur kann man eine Ausbildung zum Rechtspfleger machen, dieser spezialisiert sich und kann deswegen nicht alle Rechtsgebiete machen. Er unterstützt aber den Richter in seinem Fachgebiet. Die Ausbildung dauert 3 Jahre.
- Wenn man einen Universitätsabschluss hat, kann man Richter, Anwalt oder Staatsanwalt werden. Das Jurastudium geht 9 Semester.
Für wen ist ein Beruf bei der Justiz geeignet?
Zahler: Es ist eigentlich für jeden etwas.
Markgraf: Manche Teile haben mehr mit Leuten zu tun und andere weniger; also egal ob man Menschenscheu oder Menschenfreundlich ist, es ist für jeden etwas dabei. Und wenn man sich den Beruf mal anschauen will, sind Praktikanten am Gericht sehr gerne gesehen.
So zum Schluss noch mal kurz die Vor- und Nachteile eines Justizberufs:
Positiv:
- Macht Spaß
- Guter Arbeitgeber
- Heimarbeit möglich
- Gutes Gehalt
- Man kommt immer wieder in den Beruf rein
Negativ:
- Jurastudium ist hart und lang und man verdient auch noch kein Geld
Wer sich noch mehr mit dem Thema befassen will, kann auch auf der Internetseite des Ministeriums der Justiz unter www.jm.rlp.de noch mehr Informationen erhalten.
Jasmin Denkmann 8a