Im Rahmen der letzten Themenwoche zum Thema „Recht und Justiz“ besuchte die Klasse 10c u.a. auch die Justiz-Vollzugs-Anstalt (JVA) in Frankenthal. Jessica Beyer hat dazu nachfolgenden Bericht verfasst:
Am Dienstag, den 27. Januar 2015 besuchten wir die Justiz-Vollzugs-Anstalt (JVA) in Frankenthal. Wir wählten für die Anfahrt die Bahn und hatten Glück. Die Verbindung funktionierte tadellos. Nach 2 km Fußmarsch vom Bahnhof erreichten wir das Gefängnis, das etwas am Ortsrand von Frankenthal liegt. Gespannt warteten wir auf Herrn Speicher von der JVA, der uns das Gefängnis zeigen wollte.
Doch dann eine Enttäuschung: Wir durften nicht rein.
Herr Speicher begründete das mit Sicherheitsvorschriften und dem Wunsch der Gefangenen, unerkannt zu bleiben. Einige – so Herr Speicher – stammten z.B. auch aus dem Raum Südpfalz / Kandel und für die Häftlinge sei es nun mal wichtig, ihre Anonymität zu bewahren, damit sie nach der Haft wieder leichter in ein normales Leben zurück finden könnten. Das konnten wir nachvollziehen.
Herr Speicher hatte aber durchaus Möglichkeiten, uns das Innere des Gefängnisses und den Alltag sehr anschaulich zu erklären:
Als erstes führte er uns die geringe Größe eines Haftraumes vor Augen:
Wir bildeten zunächst einen Stuhlkreis. In die Mitte legte Herr Speicher mehrere Kunststoffplanen in verschiedenen Größen auf den Boden, welche eine Zelle und ihre Einrichtung in Originalgröße darstellen. So konnten wir uns realitätsnah klarmachen was 8 m² Wohnfläche real (im Maßstab 1:1) bedeuten. Dazu gab es passende Folienstücke zur Toilette, zu einem Waschbecken, einem Bett, einem Spind, einem schmalen Tisch und einem Stuhl, alles im Maßstab 1:1. Das war‘ s! Mehr gibt es nicht!
„Darin ist eine Person untergebracht und das oft für Monate oder Jahre!“, so Herr Speicher! Früher lebten in einer solchen Zelle 2 Personen und statt des normalen Bettes stand ein Stockbett in der Zelle. Dies wurde durch einen Beschluss der Genfer Konvention geändert, da einem Menschen 5 m² Lebensraum zustehen.
Ein paar Zahlen
Zurzeit befinden sich in der JVA Frankenthal 424 männliche Insassen zwischen 18 und 83 Jahren. Die häufigsten Straftaten, welche zu einer Inhaftierung führen, Betrug, ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Körperverletzung bis hin zum Mord.
Die JVA ist unterteilt in einen Bereich für den sogenannten „offenen“ und einen für den „geschlossenen Vollzugs“. Die Insassen des offenen Vollzugs haben mehr Freiheiten in der Gestaltung ihrer Freizeit und haben weniger feste Abläufe und Vorschriften.
Die Häftlinge im geschlossenen Vollzug haben beim Aufenthalt außerhalb der Zelle dagegen immer eine Aufsichtsperson dabei und unterliegen strengeren Vorschriften, was auch ihre Freizeit und ihre Arbeit betrifft.
Alle Häftlinge, sowohl im offenen als auch im geschlossenen Vollzug, haben die Möglichkeit, den Schulunterricht zu besuchen, eine Ausbildung zu machen oder in den Werkstätten einer Tätigkeit nachzugehen. Der Schulunterricht findet in kleineren Klassen statt, an die Schüler angepasst. Ausbildung und Arbeit findet ausschließlich innerhalb des JVA-Geländes statt.
Bei allem wird darauf geachtet, dass die Inhaftierten möglichst kurze Wege haben. Beim Arbeiten erhalten sie einen Lohn von monatlich etwa 70-150 €. Mit diesem Lohn können sie sich am internen Kiosk etwas kaufen, sich z.B. einen Fernseher mieten oder telefonieren.
Zum Tagesablauf
Um 6 Uhr werden die Zellen aufgeschlossen und es wird eine sogenannte „Lebendkontrolle“ aller Häftlinge durchgeführt. Das Frühstück wird zwischen 6:30 Uhr und 7 Uhr verteilt. Häftlinge im geschlossenen Vollzug sind verpflichtet in ihrer eigenen Zelle zu essen. Häftlinge im offenen Vollzug hingegen haben die Möglichkeit, mit anderen im Aufenthaltsraum oder gemeinsam in einer Zelle zu essen. Vormittags gehen die Häftlinge zur Schule, Ausbildung oder Arbeit oder müssen sich in der zugeschlossenen Zelle aufhalten. Zum Mittagessen haben die Insassen circa eine halbe Stunde Zeit. Im offenen Vollzug sind in dieser Zeit alle Zellen geöffnet, die Insassen des geschlossenen Vollzugs befinden sich wieder alleine in ihrer eigenen Zelle.
Bis 17 Uhr dauert die Arbeitszeit, danach besteht Zeit zur freien Verfügung. In dieser Zeit findet das Abendessen statt, außerdem können die Insassen ihren Interessen nachgehen, wie zum Beispiel Fußball oder Playstation spielen. Sie müssen in dieser Zeit aber auch Dinge wie Einkaufen, Duschen und Aufräumen erledigen. Zusätzlich finden auch Gespräche und Zusammentreffen von Selbsthilfegruppen statt, welche die Häftlinge besuchen können. Um 21 Uhr wird eine Anwesenheitskontrolle gemacht und die Zellen werden verschlossen.
Jeden Monat werden 2 Insassen auf Drogenkonsum oder ähnliches hin kontrolliert.
In der JVA in Frankenthal arbeiten sowohl weibliche, als auch männliche Justizbeamte, wohingegen in der Frauenhaftanstalt nur weibliche Beamte arbeiten dürfen.
Männliche Minderjährige sind in der Jugendstrafanstalt in Schifferstadt untergebracht. Weibliche Minderjährige werden direkt in der Frauenhaftanstalt inhaftiert.
Der Ausflug war sehr interessant. Besonders gut fand ich den informativen Vortrag von Herrn Speicher. Dennoch bedauerten wir doch ein wenig, dass wir das Gelände der JVA nur von Außen besichtigen durften und leider auch keine Möglichkeit hatten, mal mit einem Inhaftierten zu sprechen.
Dafür freuten wir uns schon auf ein weiteres Highlight der Woche, den Besuch einer Gerichtsverhandlung im Landauer Amtsgericht.
Jessica Beyer, 10c