Unter dem Begriff „Bundeswehr“ können sich viele Jugendliche heute nicht mehr allzu viel vorstellen oder verbinden ihn mit altmodischen Vorurteilen. Doch die Bundeswehr wirbt kräftig und versucht sich als moderner Arbeitgeber darzustellen und die weitreichenden Karrieremöglichkeiten zu präsentieren, zum Beispiel auf dem Markt der Berufe in Kandel.
Am 3. März findet in der Bienwaldhalle Kandel zum 10. Mal der Markt der Berufe statt, ein Angebot für Schüler, sich persönlich bei den verschiedensten Firmen über Berufschancen und Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren.
Bereits 2014 war die Auswahl weitreichend, Polizei, Rheinpfalz-Tageszeitung, Optiker, Schreiner … die meisten Schüler staubten jedoch nur schnell an jedem Stand die traditionellen Kugelschreiber und Traubenzucker ab und schenkten den Firmen und Infoflyern keine weitere Beachtung. Eines sprang jedoch unwillkürlich jedem ins Auge: der große blaue LKW, der direkt vor dem Eingang geparkt war. Davor standen junge Männer und Frauen in Tarnanzügen und über all dem prangte der Slogan:
Wir. Dienen. Deutschland.
Die Bundeswehr hat sich seit der Aussetzung der Wehrpflicht im Juli 2011 immer mehr von den Jugendlichen entfernt. Sie liefert hauptsächlich Stoff für Schauergeschichten, z.B. über tödliche Auslandseinsätze in Afghanistan. Schon der Slogan hat auf viele Jugendliche eine abschreckende Wirkung: Wir dienen … wer will heutzutage noch jemandem dienen?
Es wäre anzunehmen, dass es ohne die Wehrpflicht kaum noch einen Freiwilligen in die Kaserne und zu den Panzern zieht, doch Heike Bentz überzeugte uns vom Gegenteil. Sie ist eines von drei Mitgliedern des Karriereberatungsbüros in Neustadt an der Weinstraße und bei der Bundeswehr als Beamte im zivilen Dienst tätig. Alle freiwilligen Bewerber können zu einem einstündigen Beratungsgespräch ins Karrierebüro kommen und dort ihre Bewerbung abgeben, welche dann von den Mitarbeitern weiter geleitet wird. Solange die Bundeswehr überall präsent sei, so Frau Bentz, gäbe es keinen Grund zur Klage über zu geringe Bewerberzahlen. Trotzdem verglich sie die Aussetzung der Wehrpflicht mit dem Mauerfall. Diese sei zu schnell, zu unvorbereitet gekommen, die Umstellungszeit sei quasi nicht vorhanden gewesen. So ist es nun Aufgabe der Bundeswehr, neue Mitglieder gezielt anzuwerben, bis jetzt mit Erfolg.
Alles beginnt mit der dreimonatigen Grundausbildung, in der körperliche Fitness, Teamgeist und vieles mehr, vor allem aber die eigene Entscheidung, getestet werden. Wer es nicht akzeptieren kann, seine Haare diensttauglich zu frisieren (damit ist nicht das radikale Abschneiden gemeint, wie man es aus Filmen kennt!), seine Piercings zu entfernen oder seine Tattoos abzudecken, sollte seinen Entschluss noch einmal überdenken. Doch diese Klischées sind nicht die häufigsten Gründe für einen Abbruch. Schon die einfachsten Regelungen, wie beispielsweise das gemeinsame Antreten zur Essensverteilung oder ein zehn Kilometer langer Marsch durchs Gelände, können ausschlaggebend sein. „Disziplin und Gehorsam“ ist nach wie vor das unbeschönigte Motto der Ausbildung. Es gibt Vorschriften, an die sich jeder zu halten hat und man arbeitet stets als Team. Gerade für die Freiwilligen aus den Städteregionen ist das oftmals problematisch und eine zu große Umstellung ihres bisherigen Lebensstils.
In den ersten sechs Monaten kann der Dienst jederzeit mit sofortiger Wirkung gekündigt werden, eine durchaus angemessene Zeit, seine Ziele und Vorstellungen zu überdenken, meinte Frau Bentz. Zum freiwilligen Wehrdienst muss man sich mindestens für sieben, maximal für 23 Monate verpflichten, Auslandseinsätze sind vor 12 Monaten nicht vorgesehen. Zudem gibt es zwar einerseits die klassischen Uniformträger, andererseits aber auch die Beamten. Bundeswehr bedeutet nicht zwangsläufig Tarnanzug und Sturmgewehr, sondern beinhaltet weit vielfältigere Möglichkeiten.
Je nach Schulabschluss kann man sich zum Beispiel für eine Ausbildung oder einem Studium im zivilen Dienst entscheiden und hier sind Auslandsaufenthalte sogar beliebt! Auch die ehemals strengen Tauglichkeitsstufen wurden gelockert, die wichtigsten Ausschlussgründe sind mittlerweile Asthma und Diabetes. Auch das alte Vorurteil der fehlenden Gleichberechtigung war schnell beseitigt, als Frau Bentz erklärte, zwei Drittel der Offiziere seien im Moment Vertreter des weiblichen Geschlechts.
Deutschland zu dienen bedeutet also mehr, als nur Terroristen zu bekämpfen, es ist nicht nur Pflicht, sondern auch Tor zu neuen Möglichkeiten. Allerdings stellt sich die Frage, ob der Wechsel an der Spitze seinen Einfluss bereits bemerkbar macht, immerhin sehen wir dort in Ursula von der Leyen zum ersten Mal eine Frau mit großen Plänen. Jedoch sollte sich niemand scheuen, sich ein eigenes Bild von der Bundeswehr zu machen – Möglichkeiten gibt es genug!
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Fotos: Bundeswehr
Autorin: Caroline Zaucker