Freundlich – hört gerne zu – schiebt nix auf die lange Bank
Warum wollten Sie Direktor werden?
Ich habe schon seit vielen Jahren in der Schulleitung gearbeitet. In den letzten 11 Jahren war ich Stellvertretender Schulleiter und dann irgendwann kommt die Überlegung, ob man das noch 11-12 Jahre weiter macht oder ob man man eine Schule eigenständig übernimmt. Aber es gab auch lange vorher Zeichen, dass es irgendwann mal so kommen wird.
Was haben sie gemacht, bevor Sie hierher gekommen sind?
Ich war 14 Jahre an einer der größten und ältesten IGS, nämlich auf der IGS Ernst-Bloch in Ludwigshafen-Oggersheim. Das ist eine IGS in verpflichtender Ganztagsform. Da haben alle Schüler bis 16 Uhr einen ganz regulären stundenplanmäßigen Unterricht. Ich habe dort auch die Organisationsleitung gemacht und dann hat es mich ans Geschwister-Scholl Gymnasium verschlagen. Dort war ich 11 Jahre Stellvertretender Schulleiter und dann werde ich die letzten vermutlich 11-12 Jahre hier verbringen.
Bemerken Sie einen Unterschied zwischen den beiden Schulen?(Gymnasium- IGS)
Eher von der Stadt aufs Land. Und zwar im Umgang miteinander. Der Unterschied fällt sehr stark auf. Vor allem im Umgang zwischen den Schülern und auch in der Kommunikation zwischen Lehrer und Schülern. Es ist hier eine viel offenere, freundlichere Art, als man sie so aus der Stadt kennt, aber ich bin ja auch erst seit drei Wochen da. Und den Unterschied zwischen Gymnasium und IGS, der ist schwer zu sagen nach so kurzer Zeit.
Wollen sie irgendwelche Dinge von ihrer alten Schule übernehmen?
Ich möchte erst einmal alles aufsaugen, wie das hier so läuft. Das heißt auch Rundgehen, in einigen Klassen war ich schon, in anderen noch nicht. Einfach mal hören, wie das so im Hause ist und dann gibt es Sachen, die ich an der anderen Schule schon lange so gemacht habe, darüber reden wir momentan in der Schulleitung. Ich bin eigentlich ein Teamplayer, von daher denke ich, dass das ganze Teamsystem, dass es hier ja auch gibt, etwas ist, was mir ohnehin sehr stark liegt. Sofort irgendetwas ändern – nein! Erst einmal schauen, wie die Sache hier läuft.
Was gefällt ihnen gut/ eher schlecht?
Der Umgang miteinander – das ist mir sehr schnell aufgefallen – auch zwischen Kollegen, Schülern und auch zwischen Eltern. Das ist sehr positiv aufgefallen. Was die Räume angeht: Wenn man aus meinem Bürofenster schaut, weiß man, wie es gebäudetechnisch aussieht. Das ist etwas, was ganz stark ansteht. Auch so etwas wie der Schulhof oder die Ganztagsschule/Mensa müssen nun warten, da der Abriss oder die Renovierung bald ansteht und keine Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.
Was sind ihre Grundsätze an einer Schule?
Meine Grundsätze an einer Schule stehen schon unter anderem in eurem Leitbild drin. Das Miteinanderarbeiten, gemeinsam an der Geschichte und an der Entwicklung der Schule arbeiten und vor allem, dass jeder, so wie er ist, angenommen und aufgenommen wird, einschließlich Lehrern und Eltern. Denn jeder ist anders und hat seine Fehler, aber auch seine positiven Eigenschaften und diese müssen wir gegenseitig annehmen und die Schwächen akzeptieren und annehmen.
Fühlen Sie sich wohl an der IGS und kommen Sie gut klar mit ihren neuen Kollegen?
Bis jetzt nach diesen drei Wochen kann ich uneingeschränkt diese Frage bejahen. Zwar finde ich noch nicht alles hier im Haus und laufe oft die falschen Wege hier ab, aber das ist ja verständlich.
Unterstützen Sie unser Leitbild und unsere Projekte an der Schule?
Ich komme von einer Schule, die Geschwister-Scholl-Gymnasium heißt, dort haben wir jedes Jahr den sogenannten Geschwister-Scholl-Tag mit allen Jahrgängen, AGs und Projekten der Schule begangen. Auch hier an der Schule gedenken wir am 27.Januar der Opfer des Nationalsozialismus. Das ist ein Anliegen, selbst in meiner ersten Schule, der IGS Ernst-Bloch, da ging es um Dinge, die gegen jegliche Extremismen gehen. Nicht nur um den Rechtsextremismus, denn man muss ja beides im Auge behalten.
Was halten Sie von unseren Räumlichkeiten (Container) und können Sie Genaueres zum Altbau sagen? (Renovierung, Abriss)
Bei dieser Frage kann ich leider noch nicht viel sagen, denn es ist im Moment noch alles in der Schwebe und es gibt noch keine Entscheidungen. Das alles wird noch viel Zeit kosten und es werden auch noch viele Probleme auftreten. Denn wenn Teile abgerissen werden, müssen wir unter Umständen aus- und umziehen.
Wie finden Sie unseren Kiosk (Preise, Ernährung, Ausstattung) und was halten Sie von der Idee einer Kantine/Mensa?
Die Sache mit der Mensa ist klar! Das alles kann erst in Angriff genommen werden, wenn die Abriss- Renovierungsgeschichte abgeschlossen ist und man aus der IGS eine Ganztagsschule machen kann. So einen schönen Kiosk hatte ich noch nie. Hier ist alles sehr ordentlich gemacht, auch gibt es eine große Vielfalt an Essen. Den solltet ihr euch gut halten! Ich denke, die Familie Weil ist auch offen für neue Ideen und Anregungen, z.B. wie jetzt der neu eingeführte Obstsalat. Ich habe auch schon das ein oder andere sehr leckere Brötchen dort gegessen.
Wie sieht es mit dem Rauchen für die Schüler aus?
Es gibt eine klare gesetzliche Regelung, die besagt: Rauchen ist grundsätzlich auf dem Schulgelände verboten. Für Lehrer, Schüler, für ALLE! Da darf und werde ich auch keine Ausnahme machen. Wenn es wirklich so ein Grenzfall ist, dass am Schwanenweiher kein Mülleimer steht, dann müssen wir schauen, ob wir dort einen hinstellen. Denn es kann nicht sein, dass die Kippenstummel alle auf dem Boden landen – das mag ich gar nicht. Ich halte es auch für wichtig, dass, wenn es eine Regel gibt, sich auch alle daran halten.
Was halten Sie von unseren Smartboards? (Instandhaltung)
Wenn sie funktionieren, viel! Wir hatten bereits Gespräche mit einer Firma, die diese alle einmal untersuchen muss. Das kostet natürlich alles Geld, denn sie müssen untersucht, in Ordnung gebracht werden und dann muss das regelmäßig gewartet werden- was hier in den letzten Jahren leider nicht gemacht wurde. Der Kreis als Schulträger ist dran und es wurde bereits der „Ist-Stand“ aufgenommen, sowie einige Reparaturen durchgeführt und an manchen Smartboards die Beamer ausgetauscht. Die Smartboards müssen laufen, sonst können wir hier keinen vernünftigen Unterricht machen. In den Containern funktioniert nun das Netz, auch die Computer sind neu angeschafft worden. Das ist nun auf einem Stand, der einigermaßen vernünftig ist.
Wurden Sie schon auf die Problematik der Schulbeförderung nach der 8ten und 10ten Unterrichtsstunde darauf hingewiesen?
Ich habe bereits mit ein paar Schüler/-innen über das Problem gesprochen, damit ich über das Thema Bescheid weiß, z.B. die Busse nach der 8ten Stunde, die direkt nach dem Unterrichtsende fahren und für die man 5 Minuten früher den Unterricht beenden muss. Es wäre kein Problem die Doppelstunde 5 Minuten vorzuziehen, damit jeder noch seinen Bus erreicht. Dann gibt es noch die kritischen Fälle, die nach der 10ten Stunde erst gegen 18 Uhr nach Hause kommen – für diese müssen wir uns etwas überlegen. Die Situation mit den Bussen haben wir nicht zu verantworten, aber leider müssen wir sie jetzt ausbaden.
Finden Sie es nicht auch besser, die Sek. I auf die Oberstufe durch Nachmittagsunterricht vorzubereiten und somit die 13er zu entlasten?
In der Unter- und Mittelstufe darf vormittags kein Unterricht ausfallen. Es muss 1. – 6. Stunde unterrichtet werden, sonst müssten Schüler von Lehrern beaufsichtigt werden. Deswegen muss der Unterricht von Klasse 5-10 soweit in den Vormittag gelegt werden wie möglich. Das hat auch die Auswirkung, dass Oberstufenkurse oft nicht in den Vormittag gelegt werden können. Auch durch die Fächerkombinationen der jeweiligen Stufe ist es nicht möglich, die Stundenpläne anders zu legen.
Warum gestatten Sie nicht den Nachmittagsunterricht in die Mittagspause zu verlegen?
Es würde dann viele Schüler geben, die durchgängig neun Stunden Unterricht hätten. Das ist nicht zulässig, denn eine Mittagspause ist an allen Schulen vorgeschrieben. Des Weiteren ist es bei vielen Schülern nicht erwünscht, durchgängig Unterricht zu haben.
Werden Sie sich bei den Schülern noch persönlich vorstellen?
Ich bin im Moment unterwegs! In einigen Klassen war ich schon, in die anderen Klassen werde ich noch reinschnuppern und „Hallo“ sagen. Das alles braucht seine Zeit, aber ich möchte das bis zu den Herbstferien sukzessiv abarbeiten. Wer mich jedoch vorzeitig kennenlernen möchte, kann gerne vorbei kommen.
Welche Fächer waren früher ihre Lieblingsfächer und unterrichten Sie diese heute?
Mathematik, Physik und Englisch waren früher meine Lieblingsfächer. Übrig fürs Studium sind dann Mathematik und Englisch geblieben.
Könnten Sie uns kurz einen Einblick in ihr privates Leben geben? (Familie, Kinder, Hobby)
Ich bin verheiratet und habe 2 erwachsene Kinder, die schon berufstätig sind. Meine Frau und ich gehen gerne wandern und wir sind ein bisschen „Irland-verrückt“. Ich hatte auch früher mit meiner alten Schule einen Irland-Austausch. Wenn ich Zeit finde, fahren wir gerne dorthin oder besuchen unsere Kinder in Hamburg und Köln. Dann bin ich im südwestdeutschen Fußballverband für den gesamten Jugendbereich im Kreis Rheinpfalz zuständig. Aber damit ist meine Freizeit auch schon verplant.
Welche Erwartungen haben Sie an ihr erstes Schuljahr an der IGS?
Dass ich hier reinfinden kann, dass ich hier gut aufgenommen werde. Da kann ich nach drei Wochen schon sagen, dass das ganz gut funktioniert hat. Dass ich mir einen Überblick verschaffe und dann, ich hoffe, dass das nicht ein ganzes Jahr dauert, mit denen, die hier verantwortlich sind, ein bisschen was vorantreiben kann. Das ist es, was ich mir für mein erstes Schuljahr so vorstelle, denn es ist ein großes System!
Abschließend: Wie würden Sie sich mit drei Worten beschreiben?
Wie geht das mit drei Worten?
1. freundlich
2. höre gerne zu
3. ich schiebe nichts auf die lange Bank
Wenn es Dinge gibt, die entschieden werden müssen, dann wird das kein halbes Jahr dauern, sofern ich es vorher entscheiden kann.
Interview von – Luisa Santo und Isabel Schindler